English: Grid Parity, Español: Paridad de Red, Português: Paridade de Rede, Français: Parité Réseau, Italiano: Parità di Rete
Netzparität im Windkraftkontext bezeichnet den Zeitpunkt oder Zustand, an dem die Stromgestehungskosten für die Erzeugung von Windstrom ohne staatliche Förderung oder Subventionen gleich oder niedriger sind als der Preis für konventionell erzeugten Strom aus dem öffentlichen Stromnetz, oder als der Preis, den ein Endverbraucher für den Bezug von Elektrizität vom Versorger zahlen muss.
Allgemeine Beschreibung
Netzparität ist ein entscheidender Meilenstein für die Windenergie:
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Definition: Sie wird erreicht, wenn die Levelized Cost of Electricity (LCOE), also die Kosten pro Kilowattstunde (kWh) über die gesamte Lebensdauer eines Windparks, mit dem Großhandelsstrompreis oder dem Endkundenpreis konkurrieren können.
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Ökonomische Unabhängigkeit: Das Erreichen der Netzparität bedeutet, dass Windenergieanlagen wirtschaftlich tragfähig sind und keine EEG-Förderung mehr benötigen, was die Transformation hin zu einer marktgetriebenen Energiewende beschleunigt.
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Windkraft vs. Photovoltaik: Die Netzparität wurde bei Windkraft an Land (Onshore) in vielen Regionen früher erreicht als bei Photovoltaik, da die Anlagen über längere Zeiträume Volllaststunden erzielen.
Anwendungsbereiche
Das Konzept der Netzparität wirkt sich auf verschiedene Marktbereiche aus:
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Projektentwicklung ohne Förderung: Windparks, die Netzparität erreicht haben, können direkt am Strommarkt teilnehmen oder langfristige Stromabnahmeverträge (Power Purchase Agreements, PPAs) mit Industrieunternehmen oder großen Abnehmern abschließen.
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Wettbewerbsfähigkeit: Netzparität ist ein Maßstab für die technologische Reife und die Kosteneffizienz der Windkraft im Vergleich zu Kohle, Gas oder Kernenergie.
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Finanzierung: Erreichte Netzparität reduziert das regulatorische Risiko für Investoren, da die Projekterträge nicht mehr von staatlichen Subventionen abhängen.
Spezielles: Faktoren, die die Netzparität beeinflussen
Die Kostenstruktur der Windkraft ist dynamisch:
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Skaleneffekte: Große, moderne Windenergieanlagen (WEA) mit hohen Nabenhöhen und großen Rotordurchmessern erzielen durch höheren Jahresenergieertrag niedrigere LCOE, was die Netzparität beschleunigt.
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Standortqualität: Windparks an windstarken Standorten erreichen die Netzparität schneller, da die Erträge die Fixkosten besser decken.
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Kosten fossiler Brennstoffe: Steigende Preise für Kohle und Gas sowie höhere CO₂-Preise erhöhen den Preis des konventionellen Stroms und bringen die Windkraft der Netzparität näher.
Bekannte Beispiele
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PPA-Markt: Der Abschluss von corporate PPAs (Stromlieferverträge zwischen Windparkbetreibern und großen Stromabnehmern) ist ein direkter Beweis für die Netzparität. Die Unternehmen beziehen Windstrom zu festen Preisen, die unter den Marktpreisen des Versorgers liegen.
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Ausschreibungen mit Null-Cent-Gebot: Im Offshore-Bereich wurden in Auktionen Gebote abgegeben, die keine staatliche Förderung pro Kilowattstunde mehr forderten. Dies signalisiert, dass die Betreiber erwarten, die Kosten allein über den Verkauf des Stroms am Markt zu decken.
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Eigenverbrauchsanlagen: Kleinere Windenergieanlagen, die Strom für den Eigenverbrauch in Industrie- oder Landwirtschaftsbetrieben erzeugen und deren Gestehungskosten unter dem Einkaufspreis des Versorgers liegen.
Risiken und Herausforderungen
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Strompreisvolatilität: Projekte, die auf Netzparität basieren, sind den Schwankungen des Großhandelsstrompreises ausgesetzt.
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Systemintegrationskosten: Die Kosten für den Netzausbau und die Speichertechnologien, die zur Integration des volatilen Windstroms nötig sind, werden dem Windstrom nicht immer direkt zugerechnet, was die tatsächlichen Systemkosten verschleiert.
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Kapitalkosten: Die Zinshöhe und die Verfügbarkeit von Fremdkapital beeinflussen die LCOE erheblich. Steigende Zinsen können das Erreichen der Netzparität verzögern.
Ähnliche Begriffe
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LCOE (Levelized Cost of Electricity)
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Power Purchase Agreement (PPA)
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Einspeisevergütung
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Marktprämie
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Preiskompetitivität
Zusammenfassung
Netzparität im Windkraftkontext beschreibt den Zustand, in dem die Erzeugungskosten für Windstrom ohne staatliche Subventionen mit den Kosten für konventionellen Netzstrom konkurrieren können. Sie ist ein Indikator für die wirtschaftliche Reife der Windenergie und führt zum Abschluss von Stromabnahmeverträgen (PPAs). Die Netzparität wird durch große Anlagendimensionen, windstarke Standorte und die Entwicklung der fossilen Brennstoffpreise beeinflusst, birgt aber auch das Risiko der Marktpreisvolatilität.
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