English: Yaw Control, Español: Control de Guiñada, Português: Controle de Guinada, Français: Contrôle de Lacet, Italiano: Controllo di Imbardata
Yaw-Regelung (Gierregelung) im Windkraftkontext bezeichnet das aktive Ausrichten der Gondel und des Rotors einer Windenergieanlage (WEA) parallel zur aktuellen Windrichtung. Dieses System ist entscheidend, um die maximale Energieausbeute zu gewährleisten und strukturelle Belastungen der Anlage zu minimieren.
Allgemeine Beschreibung
Die Yaw-Regelung ist ein aktives Steuerungssystem in der Gondel der WEA:
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Funktion: Sie sorgt dafür, dass die Rotorfläche stets senkrecht zum anströmenden Wind steht, also dem Wind "nachgeführt" wird.
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Technik: Sie besteht typischerweise aus Windrichtungssensoren (Windfahne auf der Gondel), einem Regler und einem Getriebe mit Gierantrieben (Yaw-Motoren), die über ein Zahnrad die gesamte Gondel auf dem Turm drehen.
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Ziel: Die optimale Ausrichtung maximiert den aerodynamischen Wirkungsgrad ($C_p$) des Rotors und verhindert unsymmetrische Belastungen der Rotorblätter, die zu Ermüdung und Materialschäden führen könnten.
Anwendungsbereiche
Die Yaw-Regelung ist integraler Bestandteil des normalen Betriebs jeder modernen Windkraftanlage:
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Energieertragsmaximierung: Ständige Nachführung bei wechselnden Windrichtungen zur Maximierung der Stromproduktion.
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Lastreduzierung: Bei extremen Windverhältnissen oder sehr schnellen Windrichtungswechseln wird die Regelung eingesetzt, um die Anlage in eine definierte windabgewandte Position (Abriegelung) zu bringen und so Überlastung und Turbinenstillstände zu vermeiden.
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Kabelmanagement: Die Gondel kann sich nur begrenzt in eine Richtung drehen (typischerweise $\pm 720^\circ$). Das System überwacht die Verdrehung des Nabenkabels und führt in windschwachen Zeiten eine Gegenregelung (Entwirren) durch.
Spezielles: Yaw-Misalignment (Fehlausrichtung)
Ein kritisches Thema ist das sogenannte Yaw-Misalignment, also die Abweichung zwischen der Rotorachse und der tatsächlichen Windrichtung. Selbst kleine Fehlausrichtungen haben große Auswirkungen:
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Ertragsverlust: Eine Fehlausrichtung von nur $10^\circ$ kann den Energieertrag um etwa 3 % bis 5 % senken (proportional zum Kosinus der Abweichung im Quadrat).
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Erhöhte Belastung: Eine Fehlausrichtung führt zu asymmetrischen Beanspruchungen des Rotors und Turms, was die Lebensdauer der Anlage verkürzen kann.
Moderne WEA nutzen daher fortschrittliche Messsysteme (z. B. Lidarsensoren) auf der Gondel, um die Windrichtung in größerer Entfernung genauer zu erfassen und die Yaw-Regelung prädiktiv zu steuern.
Medienpräsenz (Oktober 2025)
Der Begriff 'Yaw-Regelung' gelangte im Oktober 2025 in die Medien, da er im Kontext von Software-Innovationen und Leistungssteigerungen (Upgrades) bei Bestandsanlagen diskutiert wurde:
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Software-Optimierung für Bestandsflotten: Es gab Berichte über neue KI-gestützte Software-Algorithmen (z. B. "Digital Twin"-Ansätze), die die bestehende Yaw-Hardware in älteren Windparks deutlich effizienter steuern konnten. Diese digitalen Nachrüstungen erzeugten großes Interesse, da sie ohne teuren Hardware-Austausch den Jahresenergieertrag (AEP) signifikant erhöhen konnten.
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Steigerung des AEP: In der Berichterstattung über die Optimierung der Betriebskosten und die Erhöhung der Rentabilität von Windparks wurde die verbesserte Yaw-Regelung als eines der kosteneffizientesten Mittel zur Steigerung des Annual Energy Production (AEP) hervorgehoben.
Bekannte Beispiele
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Yaw-System von Vestas, Siemens Gamesa oder Nordex: Jede große Turbine verfügt über ein komplexes Yaw-System, das typischerweise aus mehreren Elektromotoren und Bremseinheiten besteht.
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Lidar-gestützte Yaw-Voraussteuerung: Der Einsatz von Laser-gestützten Windmesssystemen (Lidar) auf der Gondel, die den Wind bis zu 300 Meter vor der Anlage messen und eine vorausschauende Ausrichtung ermöglichen.
Risiken und Herausforderungen
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Verschleiß: Die Yaw-Antriebe sind mechanisch stark beansprucht (besonders bei böigem Wind) und unterliegen hohem Verschleiß. Regelmäßige Wartung des Gierlagers und der Antriebe ist notwendig.
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Windschatten: Bei Windparks beeinflussen sich die Anlagen gegenseitig (Wake-Effekte). Die Yaw-Regelung muss Teil einer ganzheitlichen Parkregelung sein, bei der einzelne Anlagen bewusst falsch ausgerichtet werden können, um den Windschatten für nachfolgende Turbinen zu minimieren.
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Genauigkeit der Sensoren: Die Windfahnen auf der Gondel messen den Wind direkt hinter dem Rotorblatt-Bereich, was zu ungenauen Messungen und suboptimaler Ausrichtung führen kann.
Ähnliche Begriffe
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Pitch-Regelung: Steuerung der Blattwinkel zur Leistungsbegrenzung und -optimierung.
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Rotor-Nachführung: Allgemeiner Begriff für die Ausrichtung des Rotors.
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Wake-Steuerung: Parkregelung zur Minimierung von Windschattenverlusten.
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Nacelle (Gondel): Das Gehäuse, in dem das Yaw-System und der Generator untergebracht sind.
Zusammenfassung
Die Yaw-Regelung ist das essenzielle System in einer Windenergieanlage, das die Gondel aktiv zur Windrichtung ausrichtet. Ihr Hauptzweck ist die Maximierung des Energieertrags und die Reduzierung struktureller Ermüdungslasten. Herausforderungen liegen im mechanischen Verschleiß und der notwendigen Präzision der Windmessung. Im Oktober 2025 war das Thema aufgrund von Software-Upgrades in den Medien, die mithilfe verbesserter Algorithmen zur effizienteren Steuerung bestehender Yaw-Systeme den Ertrag von Altanlagen steigern konnten.
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