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Der Begriff Thermische Energie beschreibt eine fundamentale Form der Energie, die in der Bewegung von Teilchen innerhalb eines Systems gespeichert ist. Im Kontext der Windkraft spielt sie eine indirekte, aber bedeutende Rolle, da sie mit der Umwandlung und Effizienz von Energieprozessen verbunden ist. Dieser Artikel beleuchtet ihre physikalischen Grundlagen, ihre Relevanz für erneuerbare Energiesysteme und die technischen Schnittstellen zur Windenergienutzung.

Allgemeine Beschreibung

Thermische Energie, auch als Wärmeenergie bezeichnet, ist die kinetische Energie der ungeordneten Bewegung von Atomen und Molekülen in einem Stoff. Sie ist eine direkte Folge der Temperatur eines Systems und wird in der Einheit Joule (J) gemessen, wobei 1 J der Energie entspricht, die benötigt wird, um 1 Kilogramm Masse um 1 Kelvin zu erwärmen (gemäß SI-System). Die Beziehung zwischen thermischer Energie (Q), Masse (m), spezifischer Wärmekapazität (c) und Temperaturdifferenz (ΔT) wird durch die Gleichung Q = m · c · ΔT beschrieben.

In der Thermodynamik ist thermische Energie eng mit dem Konzept der Entropie verknüpft, die die Unordnung in einem System quantifiziert. Während mechanische Energieformen wie die kinetische Energie des Windes geordnete Bewegungen darstellen, ist thermische Energie stets mit zufälligen, mikroskopischen Bewegungen verbunden. Diese Eigenschaft macht sie weniger direkt nutzbar als andere Energieformen, erfordert jedoch Technologien zu ihrer Kontrolle, Speicherung oder Umwandlung – etwa in Wärmekraftmaschinen oder thermischen Speichersystemen.

Im Kontext der Windkraft tritt thermische Energie vor allem in zwei Bereichen auf: erstens als Verlustenergie durch Reibung in mechanischen Komponenten wie Getrieben oder Lagern von Windturbinen, die in Wärme umgewandelt wird, und zweitens als Nebenprodukt in elektrischen Systemen (z. B. in Transformatoren oder Generatoren). Zudem spielt sie eine Rolle in hybriden Energiesystemen, die Windkraft mit thermischen Speichern kombinieren, um Schwankungen in der Energieerzeugung auszugleichen.

Die Effizienz von Windkraftanlagen wird auch durch thermische Prozesse beeinflusst: Überhitzung kann zu Materialermüdung führen, während gezielte Wärmenutzung – etwa durch Abwärmenutzung in nahen Industrieprozessen – die Gesamtenergiebilanz verbessern kann. Moderne Anlagen integrieren daher zunehmend Thermomanagement-Systeme, um die Lebensdauer der Komponenten zu verlängern und die Energieausbeute zu optimieren.

Physikalische Grundlagen und Thermodynamik

Die Grundlagen der thermischen Energie basieren auf den Hauptsätzen der Thermodynamik. Der nullte Hauptsatz definiert das thermische Gleichgewicht: Zwei Systeme im Gleichgewicht mit einem dritten befinden sich auch untereinander im Gleichgewicht. Der erste Hauptsatz (Energieerhaltungssatz) besagt, dass die Änderung der inneren Energie (ΔU) eines Systems gleich der Summe aus zugeführter Wärme (Q) und verrichteter Arbeit (W) ist: ΔU = Q + W. Dies erklärt, warum Reibungsverluste in Windturbinen zu einer Erhöhung der thermischen Energie führen – die mechanische Arbeit wird in Wärme umgewandelt.

Der zweite Hauptsatz führt die Entropie ein und postuliert, dass in abgeschlossenen Systemen die Unordnung (und damit die thermische Energie) niemals abnimmt. Dies hat direkte Konsequenzen für die Energieumwandlung: Selbst ideale Prozesse können nicht die gesamte thermische Energie in nutzbare Arbeit umwandeln (Carnot-Wirkungsgrad). In Windkraftanlagen manifestiert sich dies in den unvermeidlichen Verlusten durch Luftreibung an den Rotorblättern oder durch elektrische Widerstandsverluste in Kabeln, die als Wärme an die Umgebung abgegeben werden.

Ein weiterer relevanter Aspekt ist die Wärmeübertragung, die durch Leitung (z. B. in Metallkomponenten), Konvektion (durch Luftströmungen in der Gondel) oder Strahlung (Abgabe von Wärme an die Atmosphäre) erfolgt. Diese Prozesse müssen bei der Konstruktion von Windkraftanlagen berücksichtigt werden, um Überhitzung zu vermeiden. Beispielsweise werden Generatoren oft mit Kühlsystemen ausgestattet, die überschüssige thermische Energie abführen, um die Betriebstemperatur im optimalen Bereich zu halten.

Anwendungsbereiche

  • Thermomanagement in Windturbinen: Aktive und passive Kühlsysteme (z. B. Lüftungsschlitze, Flüssigkeitskühlkreisläufe) regulieren die Temperatur in kritischen Komponenten wie Generatoren oder Leistungselektronik, um Effizienzverluste und Materialschäden zu minimieren.
  • Hybride Energiesysteme: Kombination von Windkraft mit thermischen Speichern (z. B. Salzschmelze- oder Wasserspeicher), um überschüssige elektrische Energie in Wärme umzuwandeln und bei Bedarf zurückzuverstromen (Power-to-Heat-to-Power).
  • Industrielle Abwärmenutzung: Windparks in der Nähe von Industrieanlagen können Abwärme aus Turbinen oder Umspannwerken für Prozesse wie Trocknung oder Vorwärmung nutzen, was die Gesamtenergieeffizienz erhöht.
  • Forschung zu thermischen Verlusten: Entwicklung neuer Materialien (z. B. supraleitende Generatoren) oder Beschichtungen, die Reibungswärme in mechanischen Systemen reduzieren und damit den Wirkungsgrad steigern.

Technische Herausforderungen im Windkraftkontext

Die Integration thermischer Energie in Windkraftsysteme stellt spezifische technische Herausforderungen dar. Eine zentrale Problematik ist die Degradation von Materialien durch thermische Belastung. Wiederholte Temperaturwechsel (Thermoschock) oder lokale Überhitzung können zu Rissen in Rotorblättern (häufig aus Verbundwerkstoffen) oder zu Schmiermittelversagen in Getrieben führen. Laut Studien des Fraunhofer-Instituts für Windenergiesysteme (IWES) sind bis zu 20 % der Wartungskosten von Windturbinen auf thermisch bedingte Schäden zurückzuführen.

Ein weiteres Problem ist die Effizienz thermischer Speichersysteme. Während Power-to-Heat-Anlagen (z. B. mit Widerstandsheizungen) Wirkungsgrade von nahezu 100 % bei der Umwandlung von Strom in Wärme erreichen, liegen die Rückverstromungswirkungsgrade (z. B. über Dampfturbinen) oft unter 40 %. Dies schränkt die Wirtschaftlichkeit hybrider Systeme ein, insbesondere im Vergleich zu Batteriespeichern. Zudem erfordern thermische Speicher große Volumina und sind damit flächenintensiv.

Die Kühlung von Offshore-Windturbinen stellt eine besondere Herausforderung dar, da salzhaltige Luft und begrenzter Wartungszugang korrosive Schäden an Kühlsystemen begünstigen. Hier werden zunehmend geschlossene Kreisläufe mit korrosionsbeständigen Wärmeträgerflüssigkeiten (z. B. Glykol-Wasser-Gemische) eingesetzt, die jedoch höhere Betriebskosten verursachen.

Bekannte Beispiele

  • Power-to-Heat-Projekt "WindHeat" (Dänemark): Überschüssiger Windstrom wird in Fernwärmenetze eingespeist, wobei elektrische Heizelemente Wasser auf bis zu 90 °C erhitzen. Das Projekt zeigt, wie thermische Energie zur Sektorkopplung beitragen kann.
  • Thermische Speicher in Solar-Wind-Hybridkraftwerken: Anlagen wie das Gemini Solar+Wind Project (USA) nutzen Salzschmelzespeicher, um sowohl solar- als auch windbasierte Energie thermisch zu puffern und bei Bedarf über Dampfturbinen zurückzugewinnen.
  • Kühlsysteme der Haliade-X (GE Renewable Energy): Die 12-MW-Offshore-Turbine nutzt ein geschlossenes Flüssigkeitskühlsystem, das thermische Energie aus Generator und Leistungselektronik abführt und damit eine Lebensdauer von über 25 Jahren ermöglicht.

Risiken und Herausforderungen

  • Energetische Verluste: Jede Umwandlung mechanischer oder elektrischer Energie in thermische Energie (z. B. durch Reibung) reduziert den Gesamtwirkungsgrad der Windkraftanlage. Selbst moderne Anlagen erreichen selten einen Wirkungsgrad über 50 % (Betz-Limit für Windrotoren: 59,3 %).
  • Umweltbelastung durch Kühlmittel: Leckagen in Kühlkreisläufen können zu Boden- oder Gewässerverschmutzung führen, insbesondere wenn toxische Wärmeträgerflüssigkeiten eingesetzt werden. Die EU-Chemikalienverordnung REACH reglementiert hier strenge Auflagen.
  • Kosten für Thermomanagement: Aktive Kühlsysteme erhöhen die Investitions- und Wartungskosten von Windturbinen um bis zu 15 % (Quelle: Global Wind Energy Council, 2022).
  • Begrenzte Skalierbarkeit thermischer Speicher: Große thermische Speicher erfordern erhebliche Infrastruktur (Isolation, Rohrleitungen) und sind damit weniger flexibel als elektrische Speicher wie Lithium-Ionen-Batterien.

Ähnliche Begriffe

  • Innere Energie (U): Summe aus thermischer Energie und anderen mikroskopischen Energieformen (z. B. chemische Bindungsenergie) in einem System. Im Gegensatz zur thermischen Energie umfasst sie auch potentielle Energieanteile.
  • Enthalpie (H): Thermodynamische Zustandsgröße, die die innere Energie plus das Produkt aus Druck und Volumen (H = U + p·V) beschreibt. Relevant für die Analyse von Strömungsprozessen in Turbinen.
  • Exergie: Der Teil der thermischen Energie, der theoretisch in nutzbare Arbeit umgewandelt werden kann. Im Gegensatz zur Anergie (nicht nutzbarer Anteil) quantifiziert sie die Qualität der Energie.
  • Joule-Thomson-Effekt: Temperaturänderung eines Gases bei Druckentspannung (z. B. in Kühlkreisläufen). Wird in einigen Kühlsystemen für Windturbinen genutzt, um gezielt Wärme abzuführen.

Zusammenfassung

Thermische Energie ist eine allgegenwärtige, aber oft unterschätzte Komponente in der Windkraft, die sowohl als Verlustfaktor als auch als potenzieller Energiespeicher auftritt. Während sie in mechanischen und elektrischen Systemen von Windturbinen unvermeidbare Verluste verursacht, bietet sie gleichzeitig Chancen für hybride Energiesysteme und Abwärmenutzung. Die Herausforderungen liegen vor allem in der Materialbelastung, den Kosten für Thermomanagement und der begrenzten Effizienz thermischer Speicher. Zukunftsweisende Ansätze wie supraleitende Generatoren oder fortschrittliche Wärmeträgerflüssigkeiten könnten diese Probleme mindern und die Rolle thermischer Energie in der Windkraft weiter optimieren.

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