UKA: Mit Expertise zum erfolgreichen Windparkprojekt.

English: Uncertainty in Future Yields / Español: Incertidumbre en Rendimientos Futuros / Português: Incerteza nos Rendimentos Futuros / Français: Incertitude sur les Rendements Futurs / Italiano: Incertezza sui Rendimenti Futuri

Die Unsicherheit bei zukünftigen Erträgen ist ein zentrales Thema in der Windkraftbranche, da sie die Wirtschaftlichkeit und Planungssicherheit von Windenergieprojekten maßgeblich beeinflusst. Sie entsteht durch eine Vielzahl technischer, meteorologischer und wirtschaftlicher Faktoren, die exakte Prognosen erschweren. Besonders relevant ist dies für Investoren, Betreiber und Energieversorger, die langfristige Entscheidungen auf Basis von Ertragsprognosen treffen müssen.

Allgemeine Beschreibung

Die Unsicherheit bei zukünftigen Erträgen in der Windkraft bezieht sich auf die Abweichungen zwischen prognostizierten und tatsächlich erzielten Energieerträgen einer Windkraftanlage (WKA) oder eines Windparks über deren Lebensdauer. Diese Unsicherheiten resultieren aus einer Kombination von Faktoren, die sich in drei Hauptkategorien unterteilen lassen: meteorologische Bedingungen, technische Leistungsfähigkeit und externe Rahmenbedingungen wie Marktentwicklungen oder regulatorische Änderungen.

Meteorologische Unsicherheiten sind besonders bedeutend, da die Windgeschwindigkeit in der dritten Potenz in die Leistungsberechnung einer WKA eingeht (gemäß der physikalischen Beziehung P ~ v³, wobei P die Leistung und v die Windgeschwindigkeit ist, Quelle: Betz'sches Gesetz). Selbst kleine Abweichungen in der Windgeschwindigkeit können daher erhebliche Auswirkungen auf den Energieertrag haben. Langfristige Klimaveränderungen, aber auch kurzfristige Wetterphänomene wie El Niño oder die Nordatlantische Oszillation (NAO) tragen zu dieser Unsicherheit bei.

Technische Unsicherheiten umfassen Faktoren wie die Degradation von Komponenten (z. B. Rotorblätter, Getriebe oder Generatoren), die über die Betriebsdauer von typischerweise 20–25 Jahren zu einem schrittweisen Leistungsabfall führen. Studien zeigen, dass moderne Anlagen eine jährliche Degradationsrate von 0,5–1,5 % aufweisen können (Quelle: IEA Wind Task 26 – Wind Technology Costs and Performance). Zudem spielen unvorhergesehene Ausfallzeiten durch Wartung oder Reparaturen eine Rolle, die in Ertragsprognosen oft nur unzureichend berücksichtigt werden.

Wirtschaftliche und regulatorische Unsicherheiten ergeben sich aus schwankenden Strompreisen, Änderungen in Fördermechanismen (z. B. Einspeisevergütungen nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) in Deutschland) oder politischen Entscheidungen wie Flächenausweisungen für Windparks. Diese Faktoren beeinflussen die Rentabilität von Projekten und können selbst bei stabilen Windbedingungen zu erheblichen Ertragsschwankungen führen.

Technische und meteorologische Einflussfaktoren

Die Windgeschwindigkeit ist der dominierende Faktor für die Ertragsunsicherheit, da sie direkt die verfügbare kinetische Energie bestimmt. Prognosen basieren häufig auf historischen Winddaten, die über Messmasten oder Light Detection and Ranging (LiDAR)-Systeme erhoben werden. Allerdings können diese Daten lokal begrenzt sein und große räumliche oder zeitliche Variabilitäten nicht vollständig abbilden. Zudem führen komplexe Geländestrukturen oder Nachlaufeffekte (Wake Effects) in Windparks zu zusätzlichen Unsicherheiten, die in Simulationen wie Computational Fluid Dynamics (CFD) nur näherungsweise modelliert werden können.

Technisch bedingte Unsicherheiten entstehen durch die Alterung von Materialien, z. B. Erosion der Rotorblattvorderkanten durch Regen oder Hagel, oder Ermüdungserscheinungen in mechanischen Komponenten. Moderne Condition-Monitoring-Systeme (CMS) können zwar frühzeitig Warnsignale liefern, doch bleiben Restunsicherheiten hinsichtlich der genauen Lebensdauer von Bauteilen bestehen. Zudem können innovative Technologien wie Direct-Drive-Generatoren (ohne Getriebe) zwar die Wartungskosten senken, bergen aber eigene Risiken, z. B. durch höhere Anfälligkeit für elektrische Fehler.

Anwendungsbereiche

  • Projektfinanzierung: Banken und Investoren nutzen Ertragsgutachten, um die Kreditwürdigkeit von Windkraftprojekten zu bewerten. Die Unsicherheit bei zukünftigen Erträgen fließt direkt in Risikoaufschläge oder die Höhe der Finanzierungskosten ein, da sie die Cashflow-Prognosen beeinflusst.
  • Versicherung und Risikomanagement: Betreiber schließen oft Ertragsausfallversicherungen (Production Insurance) ab, um sich gegen unerwartete Ertragseinbußen abzusichern. Die Prämien werden dabei maßgeblich von der prognostizierten Unsicherheit bestimmt.
  • Netzintegration und Stromhandel: Übertragungsnetzbetreiber und Energiehändler müssen Ertragsschwankungen bei der Planung von Reservekapazitäten oder der Vermarktung von Windstrom berücksichtigen. Hier spielen auch kurzfristige Prognosen (Day-Ahead-Märkte) eine Rolle.
  • Förderprogramme und Auktionen: In vielen Ländern (z. B. Deutschland, Dänemark) werden Windkraftprojekte über Auktionen vergeben, bei denen der niedrigste geforderte Fördersatz den Zuschlag erhält. Eine zu optimistische Ertragsprognose kann hier zu wirtschaftlichen Verlusten führen.

Bekannte Beispiele

  • Offshore-Windpark Hornsea One (UK): Mit einer installierten Leistung von 1,2 GW ist er einer der größten Windparks weltweit. Trotz detaillierter Voruntersuchungen führten unerwartete Windschatteneffekte (Wake Losses) zwischen den Turbinen zu Ertragseinbußen von bis zu 5 % im Vergleich zu den Prognosen (Quelle: Ørsted A/S, Betriebsdaten 2020–2022).
  • Onshore-Windpark in Brandenburg (DE): Hier führten wiederholte Trockenperioden (2018–2020) zu einer Reduktion der mittleren Windgeschwindigkeiten um 0,3 m/s, was einen Ertragsrückgang von ca. 8 % zur Folge hatte (Quelle: Deutscher Wetterdienst, Klimareport 2021).
  • Dänische Nearshore-Anlagen: Korrosionsprobleme an Fundamenten und Turbinen durch Salzwasser führten in einigen Projekten zu längeren Stillstandszeiten und damit zu Ertragsausfällen, die in den ursprünglichen Gutachten unterschätzt wurden.

Risiken und Herausforderungen

  • Klimawandel: Langfristige Veränderungen der Windmuster, z. B. durch die Abschwächung des Jetstreams über Europa, könnten regionale Ertragspotenziale deutlich verändern. Studien des Max-Planck-Instituts für Meteorologie deuten auf eine mögliche Abnahme der Windgeschwindigkeiten in Mitteleuropa hin.
  • Technologische Obsoleszenz: Schnellere Innovationszyklen (z. B. größere Rotordurchmesser, höhere Nabenhöhen) können dazu führen, dass ältere Anlagen wirtschaftlich unattraktiv werden, bevor ihre geplante Lebensdauer erreicht ist.
  • Regulatorische Änderungen: Plötzliche Kürzungen von Fördermitteln (wie 2017 in Deutschland für Onshore-Wind) oder neue Auflagen (z. B. Artenschutz) können die Erträge nachträglich mindern.
  • Datenqualität: In vielen Regionen, insbesondere in Entwicklungsländern, fehlen langfristige, hochauflösende Winddaten, was die Prognosegenauigkeit zusätzlich verringert.

Ähnliche Begriffe

  • Ertragsprognose (Yield Assessment): Die systematische Schätzung der zu erwartenden Energieerträge einer Windkraftanlage unter Berücksichtigung historischer Daten, Standortbedingungen und technischer Parameter. Sie bildet die Grundlage für Wirtschaftlichkeitsberechnungen.
  • PXX-Wert: Ein statistisches Maß (z. B. P50, P90), das angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein bestimmter Ertrag erreicht oder überschritten wird. P90 bedeutet beispielsweise, dass der tatsächliche Ertrag mit 90 %iger Wahrscheinlichkeit über dem angegebenen Wert liegt.
  • Windressource (Wind Resource): Beschreibt das langfristige Windpotenzial an einem Standort, gemessen in Windgeschwindigkeit (m/s) und Häufigkeitsverteilung. Sie ist eine zentrale Eingangsgröße für Ertragsberechnungen.
  • Degradation: Der schrittweise Leistungsverlust einer Windkraftanlage über die Zeit, verursacht durch Materialermüdung, Umwelteinflüsse oder technische Abnutzung. Typischerweise wird sie als jährlicher Prozentsatz angegeben (z. B. 1 %/a).

Zusammenfassung

Die Unsicherheit bei zukünftigen Erträgen in der Windkraft ist ein vielschichtiges Phänomen, das durch meteorologische, technische und wirtschaftliche Faktoren geprägt wird. Sie stellt eine zentrale Herausforderung für die Planung, Finanzierung und den Betrieb von Windenergieprojekten dar, da sie direkte Auswirkungen auf die Rentabilität und Risikobewertung hat. Während moderne Prognosemethoden und Condition-Monitoring-Systeme die Vorhersagegenauigkeit verbessern, bleiben Restunsicherheiten insbesondere durch den Klimawandel und technologische Entwicklungen bestehen.

Für Investoren und Betreiber ist es entscheidend, diese Unsicherheiten durch konservative Annahmen, Diversifizierung von Standorten und den Einsatz von Risikoabsicherungsinstrumenten zu managen. Gleichzeitig bietet die fortschreitende Digitalisierung (z. B. KI-gestützte Wettermodelle) Potenzial, die Prognosequalität weiter zu steigern und damit die Wirtschaftlichkeit der Windkraft langfristig zu sichern.

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